Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten erlebte das Düsseldorfer Böhler-Werk einen enormen Ausbau und gleichzeitig die eilige Ausrichtung auf die Rüstungsindustrie.  Während die wirtschaftliche Seite des Werkes boomte, litt der sozial-kulturelle Teil des Lebens im Schatten des Böhler-Hochofens zunehmend. Das freie Vereinsleben im Böhler-Umfeld war geprägt von persönlicher Unsicherheit durch die politische Überwachung. Die „Vereinigung der Kunst- und Musikfreunde der Böhlerbeamten“ sah sich beispielsweise gezwungen ihren Sitz außerhalb des Werksgeländes zu verlegen. Auch für die Werkskapelle bedeutete die kulturelle und öffentliche Gleichschaltung des Landes eine zwangsläufige Ausrichtung im Sinne der totalitären Machthaber. So standen fortan Auftritte bei Inspektionsbesuchen von Partei-Funktionären, Kundgebungen im Werksumfeld und deutschlandweite Fahrten zu Parteiveranstaltungen auf dem diktierten Programm. Auf wirtschaftlicher Ebene gelang es den Vorsitzenden des Konzerns nur mit größter Mühe den vollständigen Zugriff der Partei auf die Böhler-Werke abzuwehren.

Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges und die damit verbundene Einberufungen zum Militär führten dazu, dass zeitweise nur 15 Musiker zur Verfügung standen. 1943 wurde auch Kapellmeister Hans Wincek zur Wehrmacht eingezogen, so dass der damalige 1. Flügelhornist Toni Esser stellvertretend die Leitung der Kapelle – die zu diesem Zeitpunkt nur noch aus 15 Musikern bestand – übernahm. In den letzten Kriegsjahren lag der musikalische Betrieb der Kapelle fast vollständig brach. Die stetige Gefahr einer Bombardierung des Werkes und die persönliche Not der Musiker ließen verständlicherweise keinen Platz für frohes Musizieren. Das langersehnte Kriegsende war für die Werkskapelle auch der Zeitpunkt einer ernüchternden Bestandsaufnahme. Annähernd die gesamte musikalische Austattung der Kapelle, die die Musiker in den Jahren seit 1933 gesammelt hatten, war zerstört, unbrauchbar oder in den Wirren der Kriegsjahre verschwunden. Instrumente und vor allem Notenmaterial waren nicht mehr vorhanden. Viel mehr beklagte die Kapelle den schmerzlichen Verlust von sieben geschätzten Musikkameraden, die nicht mehr aus dem Krieg zurückkehrten.

Der großen Unterstützung der Düsseldorfer Werksleitung war es 1948 zu verdanken, dass der Probebetrieb nach rund drei Jahren wieder aufgenommen werden konnte.. Langsam wuchs die Kapelle unter der Leitung von Hans Wincek wieder zu ihrer einstigen Stärke heran. Junge musikliebende Belegschaftsmitglieder wurden von den älteren Musikkollegen angelernt, bis 1950 der städtische Kammermusiker Hans Pütz die Ausbildung des Nachwuchses übernahm. 1954 nahm die Werkskapelle erstmals nach dem Kriege an einem großen internationalen Gesangs- und Musikwettstreit in Luxemburg teil und erreichte dort den 1. Preis mit Auszeichnung. Dieser Erfolg spornte an. Durch kontinuierliche Probenarbeit, versierte Mitgliederausbildung und eine fokussierte Führung entwickelte sich die Werkskapelle zusehends zu einem ernstzunehmenden sinfonischen Orchester.

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